Gastbeitrag von Sammy Zimmermanns: Als Betreiber einer Voice-Marketing Agentur bin ich seit Start von Amazon Alexa mit dabei und habe mir einen tieferen Einblick in das neue Marketingsegment des Voice-Marketings erarbeitet. Ich möchte an dieser Stelle den Artikel von Sebastian Schmal über die Online-Marketing Trends für 2024 aufgreifen und um eine weitere Perspektive ergänzen.
Die Marketingtrends für 2024, die Sebastian Schmal aufgeführt hat, sehe ich genauso. Dennoch sehe ich noch eine weitere große Chance, für Influencer und Promis, die bisher kaum bis gar nicht genutzt wird. Die Vermarktung von Produkten über Influencer und Promis mit Voice-Apps bzw. Alexa Skills. Diese können Audio- und Video-Marketing Methoden nutzen, personalisiert auf den Nutzer eingehen und KI-gestützt und DSGVO-Konform umgesetzt werden.
Promis als Sprachassistent
In den USA können seit neustem, die Nutzer von Amazon Alexa, sich kostenpflichtig die Stimme von Samuel L. Jackson für Ihren Sprachassistenten einstellen. Mit dem Wake Word „Hey Samuel“ beantwortet nicht Alexa die Fragen der Nutzer, sondern die Stimme des Schauspielers Samuel L. Jackson. Diese Funktion ist schon sehr tief in dem Amazon Sprachassistenten integriert und geht über die Funktionalität eines Skills hinaus, dennoch war hier ein Alexa Skill der Anfang. Denn seit Winter 2019 gab es schon eine Samuel L Jackson Voice Skill.
Diesen Skill gibt es in zwei Varianten einmal 0,99 $ in der jugendfreien Form und einmal für 4,99 $ in der Erwachsenen-version mit all seinen Flüchen und zweideutigen Sprüchen. Da dieser Skill so erfolgreich wurde in den USA, hat Amazon diesen Skill um Alexa Grundfunktionalitäten erweitert.
Die Initiative zu dem Skill ging hier eindeutig von Amazon selber aus, trotzdem ist sie meiner Meinung nach nur ein Wink mit dem Zaunpfahl für andere Promis und Influencer, sich Alexa Skills als weitere Einkommensquelle zu erschließen.
So ein Promi-Voice Skill brauch keinen Multi-Milliarden Konzern für die Umsetzung, lediglich die Stimme eines Prominenten, ein Tonstudio und einen Alexa Skill Agentur für die Umsetzung genügen.
Man stelle sich nur die Stimme von Helge Schneider für einen Skill vor, der die grundlegenden Antworten von Alexa eben auf Helge Schneider gemünzt wiedergibt. Ich vermute das Interesse an so einem Skill wäre hoch und ließe sich auch monetarisieren. Oder Atze Schröder in einem Comedy Skill.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass derartige Skill beliebt sind, so war ein erstes Skillprojekt von mir der Aggro Sachse, der hingegen der aktuellen 3 Sterne Bewertung im Skillstore, täglich von mehreren Hundert Personen zur Belustigung genutzt wird. Hier habe ich aber keine Promistimme genutzt, sondern die Tonaufnahmen von meine SEO-Kollegen Tommy.
Wie könnte ein Alexa Skill mit einem Influencer oder Promi monetarisiert werden?
Die Monetarisierung könnte wie folgt aus sehen die Skill-Grundfunktionalitäten wie die Einleitung, des Skill und die FAQs zum Skill könnten für die Nutzer frei sein. Zusatzfunktionen wie zum Beispiel, Witze, die vom Promi gesprochen werden, oder andere Funktionalitäten könnten per In-Skill Purchase (In-Skill-Kauf) dazu gekauft werden.
Aber auch komplett kostenfreie Skills könne eine Chance für eine Influencer bzw. Promis sein. So könnte ein Prominenten Skill einfach nur als Fanservice erstellt werden und den Imageaufbau dienen. Bestimmte Hintergrundinformationen könnten hier vom Nutzer selbst aktiv erfragt werden. So könnte sich eine besondere Nähe zum Star entwickeln, die vorher nicht denkbar gewesen wäre.
Für Musiker ist ein Alexa Skill das ideale Vermarktungsmedium, hier könnten neue Musikstücke angeteasert werden, Konzertkarten, Musikalben und Merchandise Artikel verkauft werden.
Warum gibt es all das noch nicht in Deutschland?
Diese Frage stelle ich mir auch selbst immer wieder. Ein Grund dürfte wohl das berühmte Henne Ei Problem sein. Wo kein Angebot da auch keine Käufer und umgekehrt.
An der mangelnden Reichweite kann es nicht liegen, schließlich soll lauf der Voice Agentur beyto über ein Viertel der Deutschen einen Smart Speaker besitzen. Was die wahnsinge Zahl von ca. 20,5 Millionen Smart Speakern allein in Deutschland entspräche.
Dennoch ist rangieren unter den beliebtesten Skills in Deutschland und weltweit Blödel-Skills, wie der Pupsgenerator. Als Skill-Entwickler muss man sich auch die kritischen Fragen zu solchem Nonsens gefallen lassen. Denn wer, wenn nicht wir als Skill-Entwickler könnte das ändern? Oft kommt auch der Einwand, dass man nicht die Katze im Sack kaufen wolle, was eine Anspielung auf das nicht vorhanden Produktbild ist. Dabei muss auch auf eine visuelle Darstellung von Produkten nicht mehr verzichtet werden. Gut ein Drittel aller Alexa Nutzer haben auch ein Echo Show. Das ist ein Sprachassistentengerät mit einem Bildschirm. Diese Smartdisplays werden von Trackingsystem wie ein Tablet-PC erkannt.
Viele Onlineshops unterliegen dem Irrtum, dass man bei Amazon Marketplace als Händler gelistet sein müsse, um über Alexa Produkte zu verkaufen. Dem ist nicht so, lediglich Amazon Pay muss im eigenen Onlineshop angeboten werden. Entsprechend Maus ist das aktuelle Shoppingangebot für Alexa. Ich möchte hier aber nicht nur jammern, sondern auch ein eigenes Beispiel nennen, das ich in Kooperation mit dem Vergleichsportal Tariffuxx umgesetzt habe. Der Tariffuxx Skill sucht für den Nutzer seinen passenden Mobilfunktarif, dabei werden alle Möglichkeiten die Alexa bietet ausgenutzt. Anfang steht eine Bedarfsanalyse und das individuelle Mobilfunkangebot wird entweder direkt am Bildschirm präsentiert, wenn der Nutzer einen Echo Show nutzt, oder per HTML-E-Mail zugesendet.
Neben dem Angebot gibt es auch noch eine gewisse Zurückhaltung in Deutschland was neue Technologien betrifft. Deutschland ist nicht gerade für seien Technikbegeisterung bekannt, sondern viel mehr für seine ausgeprägten Datenschutzfokus und Technikskepsis. Auch die Digitalisierung erweckt in den meisten von uns eher ein mulmiges Gefühl als ein Heilsversprechen.
Wenn ich auf das Thema Alexa im privaten zu sprechen komme, kommt meist ein abfälliger Kommentar, das man sich nicht die Stasi oder NSA ins Haus holen möchte, während man parallel dazu über sein Smartphone auf Facebook einen weiteren unqualifizierten Kommentar abgeben muss. Ja, es ist manchmal echt traurig. Dennoch kann ich es den meisten Menschen gar nicht verübeln, dass sie eine Abwehrhaltung gegenüber dem Thema Sprachassistenten einnehmen. Das Angebot an nützlichen Skills ist aktuell eben noch stark begrenzt. Übrigens erinnern mich diese Unterhaltungen immer auch an die Neunziger Jahre, als die Handys verfügbar wurden. Da gab es auch immer eine Gruppe von Leuten, die naserümpfend auf Handybesitzer herabgesehen haben, und diese als neureiche Yuppies oder Wichtigtuer bezeichnet hatten.
Fazit
Im Moment sehe die Marktentwicklung für Voice-Apps als große unentdeckte Chance für viele Unternehmern. Denn eines ist mir ganz klar, die Sprachassistenten werden bleiben und mit der Zeit immer mehr akzeptiert werden, wenn der Nutzen immer klarer wird.
Schon jetzt möchten Sehbehinderte, und ältere Menschen und körperlich eigeschränkte Menschen nicht mehr auf ihren Sprachassistenten verzichten. Eine immer mehr vergreisende Gesellschaft wird auch immer mehr Unterstützung, selbst für uns alltägliche Dinge benötigen.
Über den Autor
Sammy Zimmermanns ist seit über 15 Jahren in der Suchmaschinenoptimierung tätig und war Sprecher auf mehreren Fachkonferenzen. Seit 2016 beschäftigt er sich mit Entwicklung von Voice Apps und Amazon Alexa Skills und hat 2020 ein Fachbuch zum Thema „Alexa Skills programmieren“ im Mitp Verlag veröffentlicht. Seine Dienstleitung bietet er auf Seiner Website internet-pr-beratung.de an.